Das ist die CYBATHLON 2020 Global Edition

11. September 2020
BCI-Piloten in Wettkampfsituation

Über 60 Teams aus aller Welt treten am CYBATHLON 2020 gegeneinander an. In den bewährten Disziplinen, mit hochmotivierten Pilotinnen und Piloten, jedoch verteilt über den ganzen Globus und zusammengebracht auf einer einzigartigen Plattform. Das erwartet Sie an der CYBATHLON 2020 Global Edition.

Von Cleveland über Paris, Thessaloniki, Moskau und Hong Kong bis nach Tokio und Melbourne – die Teams des CYBATHLON 2020 sind auf der ganzen Welt zu Hause. Eigentlich wären sie für den diesjährigen Wettkampf nach Zürich gereist, und mit ihnen dutzende Angehörige, Fans und Medienschaffende.

Das Coronavirus hatte jedoch andere Pläne und zum Schutz der Community entschied sich das CYBATHLON-​Organisationskomitee gegen einen physischen Grossanlass. Keineswegs aber sollte der Event, der vor vier Jahren erstmals tausende Menschen berührt hatte, nun nach monatelanger Vorbereitung abgesagt werden. Eine Alternative musste her und die Alternative heisst globale Plattform.

Die Teams reisen also nicht nach Zürich, sondern stellen ihre Infrastruktur für den Wettkampf am 13. und 14. November selbst in ihrer Heimat auf. Unterstützt werden sie dabei aus der Ferne vom Organisationskomitee und von CYBATHLON-​Offiziellen in den entsprechenden Ländern. Diese fungieren auch als Schiedsrichter und führen die technischen und medizinischen Checks durch. «Dank der ETH und vergangener Events im Ausland können wir inzwischen auf ein grosses internationales Netzwerk zurückgreifen, das uns gerne am CYBATHLON 2020 unterstützt», sagt der Geschäftsleiter Roland Sigrist.

Marmeladengläser per Post

Einige Teams besitzen bereits Teile der Wettkampfinfrastruktur, die sie selbst aufgrund von offiziellen Anleitungen zu Übungs-​ und Entwicklungszwecken gebaut haben. Ist dies noch nicht der Fall, wird das jetzt nachgeholt. Diverses Material kann in vorgegebenen Möbelhäusern beschafft werden und je nach Disziplin wird eine Vielzahl an Objekten von CYBATHLON geliefert.

Die Boxen für eine Tastaufgabe oder ein Marmeladenglas für den Armprothesen-​Parcours beispielsweise werden per Post an die Teams verschickt. «Dies hat bestimmte Gründe», erklärt Lukas Jäger, Wettkampfleiter beim CYBATHLON. «Damit die Aufgaben fair sind, müssen sie einheitlich sein. So müssen zum Beispiel die Deckel der Marmeladengläser alle mit dem gleichen Drehmoment zugeschraubt sein.» Die Boxen für die Tastaufgabe sind ausserdem von der ETH-​eigenen Schreinerei massgefertigt.

Fahrradrennen auf dem Smart Trainer

Weil die Teams ihre Infrastruktur selbst aufbauen müssen, wurden die Rennen teilweise inhaltlich überarbeitet. So ersetzt beispielsweise ein Schaumstoff-​Würfel im Armprothesen-​Parcours das zu schneidende Brot – ebenfalls zur Vereinheitlichung – und handelsübliche Holzkisten die bisherigen Hürden im Beinprothesen-​Parcours. «Ein paar Kisten zu kaufen und aneinander zu reihen ist deutlich einfacher, als Hürden nach genauen Vorgaben zu bauen», erklärt Jäger.

Die grösste Änderung betrifft das Fahrradrennen mit elektrischer Muskelstimulation (FES). Weil die unterschiedlichsten Untergründe ungleiche Voraussetzungen schaffen würden, absolvieren alle Pilotinnen und Piloten ihre Rennen auf demselben Smart Trainer.

Die Parcours mit robotischen Exoskeletten und motorisierten Rollstühlen sowie das virtuelle Rennen mit Gedankensteuerung (BCI) bleiben unverändert. Auch bleiben die Grundsätze der Parcours bestehen: Es geht nach wie vor darum, möglichst viele Punkte in möglichst kurzer Zeit zu ergattern, um so zu testen, wie nutzerorientiert technische Assistenzsysteme im Alltag wirklich sind.

60 Teams aus 20 Ländern

Eine wesentliche Veränderung ist das Wettkampfumfeld. Die rund 60 angemeldeten Teams stammen aus über 20 Ländern, verteilt über den gesamten Globus. Die Pilotinnen und Piloten starten also nicht direkt nebeneinander auf parallel verlaufenden Bahnen, sondern unabhängig von den anderen Teams. Ausnahmen bilden sogenannte Hubs, an denen sich Teams aus demselben Land zusammenschliessen.

Global wird es etwa 40 verschiedene Hubs geben, an denen bis zu fünf Teams zu ihren Wettkämpfen antreten. So bilden beispielsweise vier japanische Teams einen Hub in Tokio oder fünf russische Teams einen Hub in Moskau. «Diese Hubs sind nicht nur effizient, sie kreieren auch ein bisschen Stadionatmosphäre und bringen Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen – soweit es die lokalen Schutzmassnahmen aufgrund des Coronavirus eben erlauben», sagt Anni Kern, Leiterin Teams.

Der grösste Hub ist an der ETH Zürich. Gleich zehn Schweizer Teams absolvieren ihre Rennen im Arch_Tec_Lab, einer weiträumigen Halle für Bauroboter auf dem Campus Hönggerberg. Die Schweizer Teams vertreten alle sechs Disziplinen und neben der ETH Zürich weitere nationale Hochschulen und Organisationen.

Mehr als ein Wettkampf

Nicht nur räumlich verteilt, sondern auch zeitlich versetzt starten die Pilotinnen und Piloten ihre Rennen. Jedes Team startet zu exakt vorgegebenen Zeitpunkten und neu hat jedes Team drei Versuche, den Parcours zu absolvieren. Die Teams filmen alle ihre Rennen und senden das Videomaterial in Echtzeit an die ETH Zürich. Von da aus werden die Aufnahmen aus aller Welt in ein einzigartiges Programm integriert. Dieses Programm beinhaltet neben den Qualifikationsrennen auch Geschichten zu den Pilotinnen und Piloten, Hintergrundberichte zu den Technologien und Experteninterviews. Zuschauerinnen und Zuschauer können das Programm live auf www.cybathlon.com verfolgen.

Denn der CYBATHLON ist mehr als ein Wettkampf. Er ist eine Plattform mit dem Ziel, eine Welt ohne Barrieren zu schaffen.

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